Doppelkanal-Serienzylinderkopf
(Quelle VAG Handbuch Käfer)
Serienzylinderköpfe für Typ 1 - Motoren
Bei den Serienzylinderköpfen der Motoren bis 1600 cm³ Hubraum
unterscheidet man zwischen Einkanalzylinderköpfen und Zweikanalzylinderköpfen.
Die Einkanalzylinderköpfe haben sich im Laufe ihrer Entwicklung
seit dem Urmuster von F. Porsche von 1936 mehrmals verändert. Dabei
wurden vorrangig die Steifigkeit und die Kühloberfläche verbessert,
z.B. im Jahre 1950. Die Zweikanalzylinderköpfe weisen zwei nebeneinanderliegende
kreisrunde Einlaßkanäle für die Montage des zweiflutigen
Saugrohres auf. Diese Köpfe sind bei den Motoren mit 1300 und 1600
cm³ serienmäßig ab August 1970 verbaut worden und haben
einen geringeren Strömungswiderstand als die Einkanalzylinderköpfe
der 1100er, 1200er, 1300er und 1500er Motoren vor Baujahr 08/70. Durch
die bessere Zylinderfüllung steigt das Drehmoment dieser Motoren bei
niedrigen Drehzahlen. Zweikanalzylinderköpfe sind die beste Voraussetzung
für eine Leistungssteigerung. Die Durchmesser der Ventile der Serienmotoren
finden sich im Kapitel Ventile und Kipphebel.
Tuningzylinderköpfe für Typ 1 - Motoren
Für getunte Motoren, bei denen mehr als 75 PS Leistung angestrebt
wird, sind Einkanalzylinderköpfe nicht geeignet. Zweikanalzylinderköpfe
unterscheiden sich durch die Größe des Ansaugtraktes, die Ventildurchmesser,
die Größe der Aufnahme der Zylinder, die Anzahl der Kühlrippen
und u.U. durch die Aluminiumgußwerkstoffwahl. Natürlich steigen
auch die Kosten mit zunehmender Tuningstufe.
Bezeichnung Einlaßventil mm Auslaßventil mm
Bohrung mm Kosten
040 E 35,5 A 32 bis 87 100% (Kostenindex)
040 E 35,5 A 32 bis 94 107%
070 E 39 A 32 bis 94 115%
041 E39 A 32 bis 87 124%
041 E 39 A 32 bis 94 135%
044 E 40 A 35,5 bis 87 138%
044 E 40 A 35,5 bis 94 152%
Tuning #1 E 40 A 35,5 bis 94 330%
Tuning #2 E 42 A 37,5 bis 94 340%
Tuning #3 E 44 A 37,5 bis 94 400% (Rennen)
Die Spezialzylinderköpfe haben oft Aufnahmen für Doppelventilfedern,
z.B. Chevrolet- Federn und längere 3/4 Zoll Kerzengewinde mit 19 mm
Gewindedurchmesser (070, 044, Tuning #1, #2 und #3). Sie sind verstärkt,
um Brüche an den Stegen zwischen den Ventilen zu vermeiden. Die Ventilführungen
haben einen Bund und die Ventile sind bei den Hochleistungsköpfen
aus Edelstahl. I. A. werden speziell legierte, gehärtete Ventilsitze
und gekürzte Ventilführungen (= weniger Strömungswiderstand)
verwendet. Die Ventilsitze sind i.d.R. dreistufig ausgedreht (three angle
valve job). Die Ventilteller werden aus Stahl, CroMo-Stahl oder einer harten
Al-Legierung (weniger zu empfehlen) hergestellt. Übersicht über
die Unterscheidungsmerkmale von Tuningzylinderköpfen:
Die 041-Köpfe sollten aufgrund des Temperaturhaushaltes mit einem
35,5 mm Auslaßventil und bei Bedarf mit einem 40 mm Einlaßventil
versehen werden (mechanische Bearbeitung notwendig). Da das Auslaßventil
mit 32 mm Durchmesser relativ klein ist, kann es zu einem Hitzestau im
Zylinderkopf kommen.
Die Ventilsitze der 044-Köpfe neigen auf der Einlaßseite
zum lockern. Vor der Montage prüfen oder erneuern.
Der Durchmesser der Zylinderbohrung und das Verdichtungsverhältnis,
bestimmt durch Abdrehen des Zylinderkopfes, werden je nach Grundmotorkonzept
individuell festgelegt. Ebenso werden Spezialzylinderköpfe in der
Regel durch polieren und gezieltes Bearbeiten der Einlaß- und Auslaßkanäle,
des Ventilsitzes sowie der Brennräume dem jeweiligen Einsatzzweck
angepaßt.
Da die in den Brennraum einströmende Luftmasse im Ansaugtrakt eine
schwingungsfähige Luftsäule darstellt muß das gesamte Ansaugsystem
(Vergaser, Ansaugrohr, Zylinderkopf, Ventilquerschnitt, Brennraum) aufeinander
abgestimmt sein. Ein übergroßer Einlaßkanal kann zusammen
mit einem schlanken Vergaserquerschnitt auch leistungshemmend wirken. Übergänge
vom Ansaugrohr, auf dem ein Doppelvergaser montiert ist zum Einlaßkanal
im Zylinderkopf wirken immer als Strömungswiderstand, wenn der Kanal
im Kopf enger ist als das Saugrohr.
Durchflußzahlen
Die Durchflußzahlen in m³/h sind ein Maß für den
Strömungswiderstand, den der Einlaß- oder Auslaßkanal
den Gasen entgegenstellt. Der 044-Zylinderkopfkopf weist einen über
20% höheren Durchfluß auf als der 040-Zylinderkopf. Eine geringe
Bearbeitung der Kanäle und das Polieren bringt eine weitere Verbesserung,
insbesondere bei großen Ventilhüben.
Halbkugel-Brennraum
Mit dem Ziel, das korrekte Verdichtungsverhältnis eines neu aufgebauten
Motors einzustellen, muß das Volumen der entstehenden Kammer in einem
Zylinder, wenn der Kolben sich im oberen Totpunkt befindet, angepaßt
werden. Dies erfolgt entweder durch kürzen der Anlagefläche Kolben/Zylinderkopf
(engl. "deck height") oder durch Ausarbeiten des Brennraumes im Zylinderkopf.
Dies kann traditionell mit einem Handschleifer geschehen, was sehr mühsam
ist. Das Ergebnis bleibt oft dem Zufall überlassen.
Gene Berg hat für diesen Zweck einen halbkugelförmigen Fräser
verwendet, der die Quetschflächen des Brennraumes in Form einer Halbkugel
mit konstantem Radius bis in die Nähe der Ventilsitze ausfräsen
kann. Man nennt diesen Vorgang im englischen daher auch "semi hemi cut"
(= Halbkugel-Fräsen).
Diese Brennraumform hat bei optimaler Ausführung den Vorteil, daß
sich keine Nester von unverbranntem Kraftstoff/Luftgemisch bilden können,
die die HC-Emissionen steigern und den Wirkungsgrad mindern. Der Kolben
schiebt während des Kompressionsvorgangs das Gemisch nach oben zur
Mitte des Brennraumes in die Nähe der Zündkerze.
Mit diesem Verfahren kann z.B. das Verdichtungsverhältnis von Serienzylinderköpfen
verringert werden oder sehr große Kompressionsvolumina (z. B. 57
bis 64 cm³) bei großvolumigen Motoren hergestellt werden. Ein
unbearbeiteter 044-Kopf weist ein Kompressionsvolumen von 55 cm³ auf.
(Markus REINHARDT)