D e r 1 6 0 0 i - M o t o r
Aufbau, Einbau, Eigenschaften und andere Details rund um das boxende Sparwunder
Aufbau:
Nun gut, fangen wir doch ganz einfach "vorne" an:
Die erste Abweichung vom Serien-1600er bzw. allen anderen Vergaser-Motoren
besteht dort, wo man
sonst den Vergaser erwarten würde. An dessen Stelle befindet sich
"nur" noch die Drosselklappe sowie
ein Luftmengenmesser nebst der entsprechenden Verkabelung natürlich.
Darunter folgt ein "normales"
Ansauggeweih mit Doppelkanal bis kurz vor dem Übergang zum Motorblock
Der nächste Unterschied darauf wartet entdeckt zu werden:
Vom Sauger zum Einspritzer:
"Über" der Ansaugkrümmer sowie hinter
dem Gebläsekasten verläuft eine starre Benzindruckleitung, durch
die das Benzin direkt über den Zylindern in den Ansaugtrakt gespritzt
wird. Direkt daneben, inmitten der
Zündkerzenstecker und besagter Einspritzdüsen, befindet sich
pro Zylinder ein Temperatursensor, der
durch entsprechende Verkabelung seine Daten ans Steuergerät schickt.
Doch zu diesem Bauteil später
mehr.
Kraftstoff-Versorgung:
Beim Benzinschlauch ist ebenfalls nix mehr beim
Alten. Er wird durch eine zweifache Kunststoffleitung
ersetzt, die quasi eine Ringleitung bildet. Die Benzinpumpe (übrigens
in elektrischer Ausführung und am
besten direkt unter dem Tank montiert) kann so einen konstant hohen
Druck im System halten.
Überflüssiges Benzin, dass in der oben erwähnten Druckleitung
nicht eingespritzt wird, fließt in den Tank
zurück.
Die Zündanlage:
Um die Zündung des Gemisches kümmert sich
eine elektronische Anlage, Zündschwierigkeiten gehören
somit beim 1600i nahezu der Vergangenheit an.
Die Abgasanlage:
Auf der Abgasseite gibt des folgende Änderung:
Die "alte" Version des Auspuffs wurde durch eine mit integriertem Kat
ersetzt.
Es sind zwei verschiedene Versionen im Umlauf:
Entweder ist der Kat in den Endtopf integriert und bildet mit ihm ein
Bauteil, oder die beiden bilden
einzelne Bauteile und sind "nur" miteinander verbunden.
Beide Varianten verfügen nur noch über ein Endrohr auf der
linken Seite, das ein wenig dicker ist als die
guten alten Chromendrohre. Perfektionisten können daher nach einem
eventuellen Umbau die rechte
Einkerbung des Heckabschlussblechs z.B: mittels Schweißgerät,
schließen.
Der Kat benötigt wesentlich mehr Platz als der gute alte Auspufftopf,
daher ist ein gewölbtes
Heckabschlussblech notwendig. Mir ist bekannt, dass es auch Katanlagen
gibt, die unter das "flache"
Heckabschlußblech passen. Dabei handelt es sich jedoch um Anlagen
zur Umrüstung alter
Vergasermotoren. Gerüchten zufolge sollen diese Katalysatoren
auch für den 1600i geeignet sein.
Außerdem befindet sich an der Abgasanlage die für die Wirkung
des 3-Wege-Kat-Systems obligatorische
Lambdasonde, die ebenfalls verkabelt und in den Kabelbaum integriert
ist.
Nun aber zum eigentlichen Herzstück:
Das Steuergerät
EEs befindet sich unter der Rücksitzbank und
wird dort spiegelverkehrt zur Batterie auf der Fahrerseite
montiert. Die Funktionsweise dürfte von "modernen" Fahrzeugen
bekannt sein: die Elektronik bekommt
Input-Daten von den verschiedensten Sensoren (Temperaturfühler,
Luftmengenmesser, Zündung,...) und
errechnet durch seine Programmierung die exakte Einspritzmenge und
steuert die Einspritzventile
entsprechend.
Auch hiervon sind mehrere Versionen im Umlauf, genauer gesagt, es gibt
mehrere Varianten, den
EPROM-Speicher zu programmieren. Die erste Variante ist die serienmäßige,
quasi "frisch" aus Mexiko
stammende:
Eckdaten:
Leistung: 46 PS
steuerrelevante Abgaseinstufung: Euro 1, Verbrauch so um die 9-10 L
In dieser Konfiguration fuhr ich die
ersten 1.500 km meines neuen Motors.
Danach war der Motor soweit eingefahren, dass eine optimale Programmierung
möglich war:
Die zweite Variante, die in den neuesten aktuellen Mexiko-1600i-Käfer
zu finden ist:
Eckdaten:
Leistung: ca. 54 PS
steuerrelevante Abgaseinstufung: Euro 1 (auch 2 möglich)
Verbrauch:
ca. 8 – 9 L in der Stadt,
mind. 6,5L je nach Fahrweise auf der Autobahn
Dies ist die Variante, die auch ich z.Z. in meinem 1303 fahre.
Meine Verbrauchsrekorde lagen bei ca. 6,5 L ( ca. 80-90 km/h konstant)
bzw. ca. 8 L ( Vollgas auf der
Autobahn, laut Tacho ca. 150 km /h).
Meines Wissens nach sind noch andere Varianten möglich, die bis
zu 65 PS bringen sollen. Man riet mir
jedoch aus folgendem, meiner Meinung nach logischen, Grund ab: Das
Gemisch wird zu mager eingestellt
und die elektronische Drehzahlbegrenzung evtl. aufgehoben. Höherer
Motorverschleiß bis hin zum
Motorschaden durch Überhitzung / Überbeanspruchung der Materialien
können die Folge sein.
Über Verbrauch und Abgasverhalten dieser Möglichkeit ist mir
leider nichts bekannt.
Der Kabelbaum
Dieses Bauteil basiert auf dem eines 1200ers bzw. "KV", um eine der
Lieblingsvokabeln des Bugnet zu
verwenden. ;-) Er ist jedoch um einiges umfangreicher, um die oben
bereits erwähnten zusätzlichen
elektronischen Bauteile miteinander zu verknüpfen. Für KV-Fahrer
hält sich daher der Umbauaufwand in
Grenzen, da einfach nur getauscht werden muss. Bei meinem 1303 z.B.
musste aus einem 03 und einem
Mex-Kabelbaum ein individuelles Teil quasi "gestrickt" werden, da der
03 sowieso von Hause aus ein wenig
anders verkabelt ist und das "Original" aus Mittelamerika daher sowieso
nicht passen kann.
Bemerkung zur Getriebewahl
Der 1600i wird serienmäßig mit einem kurzen Pendelachsgetriebe
geliefert. Dies mag zwar für max.
Beschleunigung und hohe Steigungen gut sein (wer weiß, was
die Mexikaner mit den armen Autos anstellen! ;-), meiner Meinung nach
dreht der Motor damit aber
entschieden zu hoch. Ich empfehle (und fahre) ein "langes" Getriebe
vom 1200er/50PS bzw. vom 1303S, je
nachdem ob man Pendel- oder Schräglenkerhinterachse fährt.
Die damit zu erzielenden Drehzahlen sind,
meiner persönlichen Meinung nach, sehr gut: 50 km/h bei ca. 2000
U/min im 3. Gang 100 km/h bei unter
3000 U/min im 4. Gang.
Für Experten zum Vergleich: Ich fahre 165/65 R15 Reifen rundum.
Der Einbau bzw. Umbau noch einmal im Überblick:
benötigte Einzelteile:
Komplettmotor aus 1600i, ab Baujahr September 93, Kennbuchstabe:
ACD bestehend aus:
Rumpfmotor zzgl.
aller Anbauteile wie Einspritzanlage, Kat-Anlage
Kabelbaum
Steuergerät
zzgl. Bodenhalterung zur Montage unter der Rücksitzbank
nicht zwingend benötigte Teile, die ich aber jedem Interessierten
sehr empfehlen möchte:
langes Getriebe
Textil-Sport-Luftfilter,
z.B. von K + N
vollsynthetisches
10-W40 Motoröl soweit man die Möglichkeit hat, einen nagelneuen
Motor
zu bekommen.
Bei einem gebrauchten Motor, der bisher mit Mineralöl gefahren wurde,
würde
ich persönlich
auch bei diesem bleiben.
Gute Erfahrungen
wurden allerdings auch mit einem Umstieg auf teilsynthetisches 5W40
gemacht, nachdem
der 1600i lange Zeit nur Mineralisches gesehen hatte. Aufgrund der
Hydrostößel,
die im 1600i verbaut sind, sollte auf jeden Fall ein 5W- oder 10W-Öl
gefahren
werden.
Stichwort: Tuning
Neben der 54 bzw. ca. 65 PS-Variante der Programmierung
sind mir noch 2 Möglichkeiten bekannt, den
1600i richtig in Schwung zu bringen:
Turboaufladung:
Meines Wissens nach gibt es mind. einen Anbieter mit
einem Umrüstkit im Programm für den 1600i , mit
dem sich die Leistung durch einen Abgasturboladers
und einen Ladeluftkühler auf ca. 90 PS steigern lässt.
Für Leute, die gern hohe Drehzahlen fahren
und nicht allzu sehr auf den Verbrauch achten, sicherlich eine
gute Möglichkeit, zumal die Abgasreinigung
erhalten bleibt. (Steuern!!!)
Hubraumerweiterung:
Hierbei fällt mir die 1800i-Variante ein, die
von einem Käfer-Tuner angeboten wird. Ursprünglich mit 72 PS
eher ernüchternd, wurde dieser Motor vor einiger
Zeit überarbeitet und erreicht nun ca. 100 PS. Auch hier
liegt der Vorteil in der Beibehaltung von Kat und
Einspritzanlage. Genaue Details und Kosten hierfür
entnehmen Interessierte bitte den Werbeanzeigen
bzw. Prospekten der jeweiligen Hersteller. Wer
zumindest ab und an mal in einer Käferzeitschrift
blättert, wird schon wissen, was gemeint ist. ;-)
Natürlich sind auch alle anderen Tuningmöglichkeiten
analog den Vergasermotoren gegeben, von
Nockenwelle über Zylinderkopfbearbeitung bis
hin zur Feinauswuchtung der beweglichen Innereien. In
wieweit dies sinnvoll erscheint, sollte jeder Interessierte
für sich selber abwägen. Meiner persönlichen
Meinung nach steckt im 1600i noch viel Potential,
das ihn mit den o.g. Feinarbeiten durchaus zu heutigen
1,6L-Motoren konkurrenzfähig machen könnte,
z.B. in Sachen Verbrauch, Drehzahlen und Leistung..
Chiptuning am 1600i ein Erfahrungsbericht
Noch ein paar Bemerkungen zum Schluss:
All dies Wissen habe ich mir durch entsprechende Lektüre bzw. durch
Fachsimpeleien mit diversen
Fachleuten und Käferfahrern angeeignet. Der größte
Teil beruht auf meinen persönlichen Erfahrungen und
erhebt keinerlei Anspruch auf Richtigkeit. Alle Bauteile, die ich hier
nicht erwähnt habe, sind entweder
identisch mit dem 1600er Vergaser-Motor ( Kennbuchstabe "AD" und "AS")
oder sind mir noch nie
aufgefallen, so dass ich mich noch nie mit Ihnen beschäftigt habe.
Ich suche ständig Kontakt zu 1600i-Fahrern bzw. zu Leuten, die
den gleichen Umbau planen wie ich.
Details zum genauen Umbau sind für mich blanke Theorie, da das
Ganze bei einem namhaften Käfertuner
im südlichen Ruhrgebiet durchgeführt wurde. Fragen wie z.B.
"Mit welchem Drehmoment ziehe ich die
Schraube XY an?" kann ich daher leider nicht beantworten!
Sehr hilfreich, vor allem was die Besonderheiten bzgl. Elektronik; Einspritzanlage
u.ä. anbelangt, ist der
Reparaturleitfaden aus 1996 zum Mexikokäfer. Meines Wissens nach
ist dieser noch bei den
einschlägigen Importeuren zu bekommen.
Dies ist übrigens die zweite, korrigierte Version dieses Beitrags.
Updates mit Ergänzungen bzw.
Korrekturen (Fotomaterial, Motordetails) werden folgen...
Bei Fehlern/Irrtümern meinerseits oder Verbesserungsvorschlägen
wäre ich für e-mails sehr dankbar! ->
bugmk@gmx.de
Ohne irgendwelche Namen nennen zu wollen möchte ich darum bitten,
mir wenigstens eine e-mail
zuzusenden, bevor man diesen Bericht oder Teile daraus in eigene Webseiten
einbaut und als eigene
Kreation verkauft. Ich sehe das Bugnet bzw. die gesamte Käferfahrergemeinde
als Miteinander nicht
Gegeneinander. Danke.
27.12.03 Manuel Konrad